Neue Anfänge nach 1945
Wie die Landeskirchen Nordelbiens mit der NS-Vergangenheit umgingen - Ausstellung

Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden“
(
Stuttgarter Schulderklärung vom 19. Oktober 1945)

Vor allem die norddeutschen Landeskirchen ignorierten und bekämpften die Stuttgarter Schulderklärung. Entsprechend wurde die eigene kirchliche Mitverantwortung für Holocaust und Krieg relativiert und geleugnet. Die Kirchen waren darin ein Spiegelbild der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse. Es brauchte Jahrzehnte, das Engagement kleiner kirchlicher Gruppen und einige Auseinandersetzungen, bis die Nordelbische Kirche die Schuld vor allem für den Mord an den europäischen Juden öffentlich bekannte. Die Ausstellung basiert auf der Forschungsarbeit von Dr. Stephan Linck, seit 2015 Studienleiter der Evangelischen Akademie, und ist ein Projekt der Evangelischen Akademie in Zusammenarbeit mit dem Amt für Öffentlichkeitsdienst der Nordkirche.

Konzipiert und realisiert wurde sie von Prof. Dr. Stefanie Endlich, Monica Geyler-von Bernus und Beate Rossié – Expertinnen, die in den vergangenen Jahren bereits mit mehreren Ausstellungen zum Thema „Kirche und Nationalsozialismus“ auf sich aufmerksam gemacht haben.

Zur Eröffnung begrüßte die erste Vorsitzende Sabine Maehnert rund 30 Gäste, die von Dr. Stephan Linck interessant in die Ausstellung eingeführt wurden. Das zeigen auch die angeregten Gespräche mit dem Referenten.

Hier finden Sie einige Eindrücke von der Ausstellung.



Im Rahmen der Ausstellung referierte Dr. Thomas Rahe, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Bergen Belsen, vor 25 Gästen über den Neubeginn des jüdischen Lebens in Deutschland nach Kriegsende. Der Vortrag war ein interessanter Beitrag zur Ausstellung.

Die Juden, die den Holocaust in den Konzentrationslagern, im Versteck oder als Flüchtlinge in der Sowjetunion überlebt hatten, lebten nun als „Displaced Persons“ in Sammellagern auf deutschem Boden. Die meisten von ihnen stammten aus Osteuropa und sahen für sich nur außerhalb Europas, insbesondere in einem jüdischen Staat in Palästina, eine Zukunft. Die Mehrzahl der zurückgekehrten deutschen Juden dagegen wollte in Deutschland bleiben. Ihr Verhältnis zu den jüdischen DPs war daher auch von Spannungen geprägt. Thomas Rahe skizziert in seinem Vortrag die charakteristischen Merkmale des Neubeginns jüdischen Lebens im Nachkriegsdeutschland in den ersten Jahren nach Kriegsende. Im Mittelpunkt steht dabei das DP-Camp Bergen-Belsen, das seit 1946 das größte jüdische DP-Camp in Europa war.